In diesem Beitrag möchten wir unseren Besuchern ein wenig über die Historie der Feuerwehr Scherpenberg erzählen. Mittlerweile blickt der Löschzug auf eine über 110-jährige Tradition zurück. Ein Blick in die Historie.
Das Jahr 1905 brachte den bis dahin selbständigen Gemeinden Asberg, Hülsdonk, Schwafheim und Vinn die Eingemeindung in den damaligen Kreis Moers. Diese Maßgabe bracht es mit sich, dass auch die Feuerwehreinrichtungen der vergrößerten Stadt entsprechend angepasst werden mussten. Von den vormals eigenständigen Gemeinden hatte nur Asberg eine eigene Wehr, die bereits seit 1899 bestand In Hochstraß-Scherpenberg begann man im Frühjahr 1906 mit den Vorbereitungen zur Gründung einer Löschtruppe. In der im April 1906 in die Gaststätte Gisberts einberufenen Gründungsversammlung wurde dieser Plan in die Realität umgesetzt. Hochstraß-Scherpenberg hatte fortan eine Löschabteilung, die als Abteilung III der Wehr vom Moers angeschlossen wurde.
1909 verabschiedete der Provinzialverband eine neue Satzung. Hiernach wechselten einzelne Einheiten ihre Namen und wurden zu Löschzügen umbenannt. Die Abteilung II aus Asberg wurde zum Löschzug III – Asberg, die Abteilung III zum Löschzug IV – Hochstraß-Scherpenberg. Diese Bezeichnungen sind bis heute aktuell. Der erste Chef des Löschzuges IV wurde der ehemalige Stadtbaumeister Bruno Rothe. Die Steigerabteilung übernahm der Bauunternehmer Ernst Heyermann. Die Ausrüstung hielt sich anfangs in bescheidenen Grenzen.
Die Stadt Moers stellte eine Saug- und Druckspritze zur Verfügung, die im Schulgarten an der Ulmenstraße (heutige Obere Birk) in einer Wellblech-Baracke untergebracht wurde. Die Übungsdienste wurden auf dem Schulhof der alten Schule durchgeführt. Dieser Zustand änderte sich entscheidend, als die Stadt Moers im Ortsteil Scherpenberg an der Cecilienstraße einen Neubau für den zweiten Polizeibezirk errichtete. In diesem Gebäude mit Steigerturm wurde in den unteren Räumen das Gerätehaus eingerichtet. Im Oktober 1908 konnte der Löschzug sein neues Domizil beziehen.
Zur gleichen Zeit fand in Moers der erste Kreisverbandstag statt. Im Jahre 1910 legte Brandmeister Rothe sein Amt als Löschzugführer nieder. Ihm folgte der ehemalige Polizeikommissar A. Schulze. In diesem Jahr erhielt die Feuerwehr Hochstraß-Scherpenberg auch einen handgezogenen Gerätewagen. Kamerad Schulze, der im Jahr 1911 Polizeiinspektor in Moers wurde, legte sein Amt als Löschzugführer nieder. Ihm folgte der Bauunternehmer Ernst Heyermann. Über 20 Jahre leitete er die Scherpenberger Einheit.
Der erste Motorwagen
Als der Löschzug 1926 motorisiert wurde, kam der pferdebespannte Mannschaftswagen nach Hochstraß. Die Mannschaftsstärke betrug zu dieser Zeit durchschnittlich 24 Mann. Im Jahr 1932 verstarb Brandmeister Heyermann. Sein Nachfolger wurde Heinrich Gerfers. Unterstützt durch seinen Stellvertreter Peter Himmelbach gelang es dem Löschzugführer den Löschzug IV zu einer schlagkräftigen Brandschutzeinheit auszubilden. Leider wurde die Schaffenskraft jäh durch den beginnenden zweiten Weltkrieg unterbrochen.
Wie schon 1914 mussten auch 1939 viele Kameraden zum Heeresdienst einrücken. In dieser Zeit musste sich die Feuerwehr mit zum Notdienst verpflichteten Mitbürgern behelfen, was selbstverständlich mit jeder Menge Ausbildungsstunden verbunden war. Teilweise fuhren die Einsatzkräfte in den Bombennächten bis zu zehn Einsätze. Immer wieder mussten die Löschversuche wegen neuer Angriffswellen unterbrochen werden. Wenn mal aus Benzinmangel oder anderen Gründen der Feuerwehrwagen nicht einsatzbereit war, nahm Kamerad Heckmann seinen eigenen Wagen, belud ihn mit Schläuchen, hängte die Pumpe hinter und fuhr mit den Kameraden zum Einsatz.
Wiederaufbau nach dem Krieg
Während des Krieges wurde fast 2000-mal Fliegeralarm ausgelöst. Drei Feuerwehrmänner des Löschzuges Hochstraß-Scherpenberg kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück. Nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands im Mai 1945 dauerte es nicht lange, bis bei den übrigen Kameraden der Wunsch aufkam, den Dienstbetrieb wieder aufzunehmen. Den Neuaufbau des Löschzuges übertrug Wehrführer Heinrich von der Berg dem stellvertretenden Brandmeister Peter Himmelbach. Als Himmelbach im Jahr 1952 nach Erreichen der Altersgrenze aus dem Löschzug ausschied, übergab er Hermann Heckmann und Karl Jansener einen schon gut ausgerüsteten Löschzug. Als Anerkennung besonderer Leistungen wurde Peter Himmelbach im Januar 1952 zum Ehren-Löschzugführer ernannt.
Drei Jahre übernahm Hermann Heckmann die Leitung des Löschzuges IV. Als berufliche Gründe ihn zwangen dieses Amt niederzulegen, trat der noch verhältnismäßig junge Johann Jansener an seine Stelle. Karl Jansener blieb weiterhinin seinem Amt als stellvertretender Zugführer. Mit seiner Jugendlichkeit und seinem Führungseinsatz führte Johann Jansener den Löschzug in eine Blütezeit. Während der winterlichen Schulungsabende bekamen die Kameraden ein gutes theoretisches Wissen vermittelt.
Nachdem die Stadt nun etwas mehr für ihre Freiwilligen Feuerwehrleute tun konnte, gab es auch die lang ersehnten Uniformen und Ausrüstung. Vom 24. bis zum 25. August 1956 feierte der Löschzug sein 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt leisteten gerade einmal 18 Kameraden ihren Dienst in der Feuerwehr. Sieben Kameraden gehörten der Alters- und Ehrenabteilung an. Johann Jansener wurde nicht müde sich immer wieder bei der Stadt Moers für seinen Löschzug einzusetzen. Dank diesen Engagements übergab Kreisbrandmeister Johann Brinsgen dem Löschzug im Januar 1966 ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 16 mit TS-Anhänger.
Karl Jansener schied mit 60 Jahren aus dem Amt. Seine Nachfolge als stellvertretender Löschzugführer übernahm August Dybowski. Johann Jansener war in dem Zeitraum von 1961 bis zur kommunalen Neuordnung 1975 auch stellevertretender Wehrführer der Stadt Moers. Im Oktober gab Johann Jansener den Löschzug in die Hände von Brandmeister Manfred Hartmann. Als Nachfolger von August Dybowski, der sein Amt ebenfalls an einen jüngeren Kameraden übergeben wollte, wählten die Wehrleute Unterbrandmeister Gerd Josten aus. Aus beruflichen Gründen musste auch Oberbrandmeister Hartmann Anfang 1982 sein Amt als Löschzugführer an den Brandmeister Gerd Josten abgeben.
Kamerad Hartmann blieb weiterhin stellvertretender Zugführer, bis Unterbrandmeister Alfred Mock 1983 diese Aufgabe übernahm. Die Mitgliederzahl Anfang der 80er Jahre lag bei 38. Da der Löschzug Scherpenberg die Komponente Rettung des erweiterten Katastrophenschutzes übertragen bekam, wurde auch der Fahrzeugpark erweitert. Bald stellte sich heraus, dass das Gerätehaus in seiner damaligen Form nicht mehr den modernen Anforderungen einer Feuerwehr gewachsen war. Aus diesen Gründen fragte die Löschzugführung erstmals 1985 bei Wehrführer BOAR Dieter Radek an, ob das Gerätehaus an der Cecilienstraße nicht umgebaut bzw. modernisiert werden könnte. Stadt und Wehrleitung standen dieser Anfrage positiv gegenüber, die Planungen und Genehmigungsverfahren konnten beginnen.
Neues Gerätehaus, neue Fahrzeuge
Es sollte noch bis zum 14. September 1989 dauern, bis der Bürgermeister der Stadt Moers, Wilhelm Brunswick, den ersten Spatenstich tat. Das Richtfest für den Erweiterungsbau feierten die Wehrleute am 2. Mai 1990. In diesem Zuge wurde auch das alte, unter Denkmalschutz stehende Gebäude, modernisiert.
Im August 1990 erhielt der Löschzug IV ein neues Tanklöschfahrzeug TLF 16/25. Mit der Fertigstellung der neuen Fahrzeughalle im Jahr 1991 und dem 85-jährigen Bestehen sicherlich ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Zuges, der drei Tage lang gefeiert wurde. Ein Jahr später erhielt der Löschzug im Rahmen seiner Einbindung in den Katastrophenschutz einen Rüstwagen RW1-Bund
Als erste Frau des Löschzuges Scherpenberg ging Feuerwehrfrau Tanja Josten in die Historie des Zuges ein. Sie wurde im Januar 1993 von der Jugendfeuerwehr in die aktive Wehr übernommen. Passend zum 90-jährigen Bestehen erhielt der Löschzug als Ersatz für das LF 16, übrigens mit 30 Jahren zu diesem Zeitpunkt das älteste Fahrzeug der Moerser Wehr, ein neues modernes Löschgruppenfahrzeug LF 16/12.
Am 18. Dezember 1996 wurde Löschzugführer Gerd Josten zum stellvertretenden Leiter der Gesamtwehr ernannt. Aus diesem Grund legte er das Amt des Löschzugführers nieder. Erster Mann in Scherpenberg wurde der langjährige Stellvertreter Alfred Mock. Als dessen Vertreter wählten die Mitglieder während der Jahreshauptversammlung im Januar 1997 mit großer Mehrheit Dirk Lubahn. In diesem Jahr trat auch Dr. Hartmut Schuppan in den Löschzug IV ein. Dr. Schuppan, in Scherpenberg niedergelassener Allgemeinmediziner mit langjähriger Rettungsdiensterfahrung wurde zum Feuerwehrarzt der Feuerwehr Moers ernannt. Zusammen mit der Zugführung hat Dr. Schuppan die Einsatzgruppe Sanitätstechnik (EST) aufgebaut, die im Oktober 2001 offiziell in Dienst gestellt wird.